Der Sommer hat im Juli sein Schwert geschärft – zugegeben eine ziemlich martialische Formulierung, die vielleicht manchen auch noch zu Bildern wie dem Tanz auf Messers Schneide verlocken könnte. Die heißeren Sommer konfrontieren uns mit der anderen Seite von Hitze. »Zum Fürchten schön«, war denn auch ein Kommentar zum Sommer 2018 betitelt, andere Beiträge sprachen mit Blick auf Trockenheitsprobleme in der Landwirtschaft von »Hitzschlag« und der »Hölle morgen«. Die »Heißzeit« machte Karriere als Wort des Jahres. Im Folgejahr 2019 wurde es in Frankreich bereits im Juni über 40 Grad heiß; Schulen blieben geschlossen, die Menschen sollten um die Mittagszeit in Häusern bleiben.

Städte und Länder weltweit rufen den Klimanotstand aus. Erschreckende Meldungen über die Eisschmelze in Arktis und Antarktis durchziehen die Medien. Unermüdlich gehen die Jungen bei ihren Fridays for Future auf die Straßen; Wissenschaftler, Großeltern, Ökonomen schließen sich ihnen an. »Selbstverbrennung« nennt Deutschlands berühmtester Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber den kollektiven Selbstmord, auf den die Menschheit zusteuert. Zusammen mit dem weltweiten Artensterben brauen wir seit Jahrzehnten eine hochgiftige Mischung zusammen, die zwar den Planeten nicht sprengen, aber, sofern wir nicht schnellstens gegensteuern, zu einem für Menschen unwirtlichen Ort machen wird.

Schon scheint eine Mehrheit weltweit und auch vor meiner Haustür zwar überzeugt, dass gegen Klimawandel und Artensterben etwas getan werden muss, aber noch immer in der Hoffnung, am eigenen Lebensstil nichts ändern zu müssen. Verzicht ist ein verpöntes Wort. 

Dass der Klimawandel in Gärten seine Spuren hinterlässt, zeigen Verschiebungen bei Austriebs- und Blühzeiträumen, die es den Staudengärtnern erschweren, jene von ihrer Kundschaft gewünschten Fahrpläne fürs Gartenjahr zu erstellen. Hitzespuren an Pflanzen kommen genauso hinzu wie die Frage, ob meine jahrelange Trockenheitserziehung – bei mir werden nur Neuanpflanzungen gegossen – noch reicht. Allerdings wird es angesichts auch in hiesigen gemäßigten Breiten sich anbahnender Wasserknappheit keine Alternative geben. Die prunkenden Rabatten gehören vielleicht der Vergangenheit an, schon weil wir das Wasser für sie nicht mehr haben könnten. Und weil viele Pflanzen mit der Erwärmung nicht zurechtkommen.

(Auszug aus Eva Rosenkranz: Überall ist Garten – Zufluchtsort zwischen Lebenskunst und Überleben; oekom Verlag 2019; Illustration von Ulrike Peters)

Eva Rosenkranz

Überall ist Garten

Zufluchtsort zwischen Lebenskunst und Überleben
352 Seiten, oekom verlag München, 2019
ISBN-13: 978-3-96238-107-3

Bildnachweis:

  • © Ulrike Peters
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