Als ich mit meiner Kamera vor die Haustür ging, um die Wilden Karden an unserem Pflegestück am Kehrgraben zu fotografieren, wurde ich Zeuge einer wahren Party, die die Insekten an den sich gerade geöffneten Blüten feierten. Hier tummelten sich Erd- und Ackerhummeln, Kohlweißling und Bienen teilweise auf einer Blüte, wie das Titelbild eindrücklich unter Beweis stellt.

Die Blüten der wilden Karde sind ein Magnet für viele Insektenarten

Es waren auch andere Arten wie diverse Schwebfliegenarten, Großes Ochsenauge, Zitronenfalter und Feldwespen unterwegs. Letztere haben gleich unterhalb in der Böschung ihr Nest. Auch verschiedene Wanzen und Käfer tummelten sich an den Stängeln und Blüten der teilweise mannshohen Pflanzen.

Wilde Karden sind zweijährig und können sich nur vermehren, wenn man sie im Sommer aussamen lässt. Wir lassen sie auch über den Winter stehen, da sie dann einigen Arten wie zum Beispiel den Distelfinken als Futterquelle dienen. Dort kann man sie manchmal beobachten, wie sie auf den Blüten herumturnen und die Samen herauspicken.

Stieglitzen dienen die stacheligen Blütenständen im Winter als Futterquelle
Das üppige Kardenfeld entlang des Kehrgrabens am Uferweg

Durch den konsequenten Schutz der Pflanze kann man in diesem Jahr eine beindruckende Karden-Pracht am Uferweg bewundern und wir hoffen, dass sie sich über die nächsten Jahre weiter so gut entwickeln werden. Das Schauspiel ist noch bis in den August hinein zu beobachten.

Karden haben neben ihrer Bedeutung als Futterpflanze für Insekten und Vögel auch noch eine weitere Funktion im Zusammenspiel der Natur: Sie dienen als Tränke, da sich in den Blattansätzen am Stengel Regen und Tauwasser sammelt und es dort den ganzen Tag zur Verfügung steht.

Eine Feldwespe bei der Tränke am Kardenteich

Das ist besonders in sehr trockenen Jahren wie den letzten beiden sehr wichtig, in denen der Kehrgraben komplett ausgetrocknet war. Außerdem ist unten am Bach die Gefahr größer von Fröschen, die dort auf der Lauer liegen, gefressen zu werden. Da bieten die stachelbewehrten Stängel und Blätter einen deutlich besseren Schutz vor Fressfeinden. 

Eine tote Wespe liegt auf dem Grund eines Kardentümpels

Oft wird der vermeindliche Vorteil auch zur Falle: es wird vermutet, dass sich die Karde durch ertrinkende Insekten, die sich dort sammeln, eine zusätzliche Stickstoffquelle erschliesst. Damit währe sie auch eine fleischfressende Pflanze.

Gäste auf der Karden-Party am 22. Juli 2020: