Die Größenverhältnisse scheinen für sich zu sprechen: Deutschlandweit haben Privatgärten einen Flächenanteil von 3,5 Prozent, landwirtschaftlich genutzte Flächen 52 Prozent. Würden alle Gärtner hinter und vor ihren Häusern massenhaft Glyphosat ausbringen oder nur noch Steinwüsten anlegen, wäre das bedauerlich, aber nicht spielentscheidend.

Oder vielleicht doch?

Kürzlich endete ein Beitrag über das Artensterben mit der vorsichtigen Annahme: Am Ende sind es vielleicht die Gärtner, die die Welt retten. In der Tat könnten nicht die statistischen Flächenanteile den Ausschlag geben, sondern die Botschaft: Wir fangen dann schon mal an.

Wenn wir uns umschauen, haben überall Menschen mit Entschlossenheit und Zuversicht längst angefangen, ihre Gärten nicht mehr nach den Kriterien von Gartencenter-Schönheit oder Hochglanz-Versprechen à la Mein schöner Garten anzulegen. Sie fragen, welches natürliche Umfeld brauchen die Geschöpfe, die Teil unserer gemeinsamen (Um-)Welt sind. Sie haben erkannt, dass zum Beispiel Insekten bei einem Großteil der angebotenen sterilen Hybridpflanzen schlicht verhungern. Sie gehen in Gärtnereien und schauen, auf welchen Blüten sie Insekten entdecken, und lassen sich von deren Auswahl bei der Kaufentscheidung leiten. Sie ändern ihre Wahrnehmung und räumen ihre Gärten im Herbst nicht auf, weil dort draußen unter Laubhaufen, Baumschnitt oder in Pflanzenstielen Insekten, Vögel, Amphibien mit uns bei Kälte und Dunkelheit ausharren – nur ohne Heizung und Supermarkt.

Auch Obst- und Gartenbauvereine mit ihren vielen tausenden Mitgliedern verändern sich, bieten Informationen, werben für naturnahe Gartengestaltung und Insektenschutz, stemmen sich gegen Steinwüsten, Rasenroboter und Laubbläser. Sie ermutigen dazu, weniger zu mähen, Blühendes in den Wiesen wachsen zu lassen, statt der Illusion von Rasen nachzujagen, Hecken anzupflanzen mit heimischen Wildsträuchern.

Und diese Gärtner schauen über ihren Zaun, sprechen mit ihren Nachbarn, die vielleicht dann den „Verhau“ nebenan besser verstehen; sie fragen in ihren Gemeinden, warum die „Grünflächen“ so steril sein müssen, machen Vorschläge für andere Bepflanzungen auf öffentlichen Flächen. Sie suchen das Gespräch mit Landwirten oder Verwaltungen.

Und langsam ändern sie mit ihrer Begeisterung für die Holzbiene, den Laubfrosch oder das Glühwürmchen die Wahrnehmung, ermutigen andere, auch mal zu schauen, was es in Gärten und um sie herum zu entdecken gibt. Die Freude darüber ist ansteckend. Weit über die Ränder der Gärten hinaus.

Und in diesem Sinne mag es richtig sein:

Am Ende sind es vielleicht die Gärtner, die die Welt retten.

Pressestimmen zum Volksbegehren Artenvielfalt

Das Volksbegehren Artenvielfalt hat ein breites Echo in der Öffentlichtkeit ausgelöst und wird auch in der Presse kontrovers diskutiert. Hier findet ihr eine Auswahl an Zeitungsartikeln, Radio- und Fernsehbeiträgen.

Alle Beiträge zum Volksbegehren Artenvielfalt

Hier findet ihr alle bisher veröffentlichten Beiträge zu unserer Serie "Was wir gewinnen – 14 Stationen zum Volksbegehren" von Eva Rosenkranz.

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  • © Julia Thieme