Nach den langen eisigen Wochen im Januar stelle ich mir wie jeden Winter die gleichen bangen Fragen: Leben meine Bienenvölker noch? War die Behandlung gegen die Varroamilbe erfolgreich? Haben sie noch genug Futter? Sind sie gesund?

Endlich, ab Temperaturen von 10° C aufwärts zeigen sich die ersten Bienen am Flugloch. Anhand des Flugbetriebs erkennt man meist sehr schnell, ob die Völker den Winter gut überstanden haben, ob sie Wackelkandidaten sind oder ob sich gar am Flugloch gar nichts mehr rührt.

Ich atme auf! Von meinen sieben Bienenvölkern scheinen alle den Winter gut überstanden zu haben. Die einen besser, die anderen schlechter. Es ist jetzt im Februar noch zu früh, um in die Völker zu schauen. Da muss ich mich noch bis März gedulden, aber allein ihr reges Treiben am Flugloch beobachten zu dürfen, erfüllt mich schon mit purem Entzücken!

Wenn die Bienen nach so langer Zeit im Stock ausfliegen, müssen sie erst mal ihre Kotblase entleeren, da sie ihr Zuhause peinlich sauber halten. Dann geht’s an die Arbeit: Die einen schleppen und zerren tote Stockgenossinnen aus der Beute, andere fliegen aus, um Wasser zu holen, wieder andere suchen nach Futter. Jede weiß genau, was sie zu tun hat. Alles geschieht zum Wohle des ganzen Volkes. Faszinierend!

Die Futtersuche gestaltet sich so früh im Jahr als schwierig, da noch wenig blüht. Da bin ich jedem einzelnen Gartenbesitzer dankbar, der Winterlinge, Wildkrokusse oder sogar eine Kornelkirsche sein Eigen nennt. Auch die Hasel zählt zu den ersten wichtigen Pollenlieferanten.

Den Pollen brauchen die Bienen zur Aufzucht ihrer Brut. Dem interessierten Beobachter fällt sofort auf, dass einige der Bienen mit gelben Pollenhöschen nach Hause kommen. Das ist ein gutes Zeichen, bedeutet es doch, dass Brut versorgt werden muss, d.h. dass wahrscheinlich auch die Königin den Winter überstanden hat und mit dem Eierlegen begonnen hat.

Da lässt mein Herz höher schlagen, allerdings mit dem Bewußtsein, dass die Bienen jetzt auch mehr Futter brauchen, um die für die Brutaufzucht erforderlichen 35°C Stocktemperatur erzeugen zu können. Mit einer digitalen Kofferwaage ermittle ich das Gewicht der Beuten, ziehe das Leergewicht plus Bienenmasse ab und weiß somit, wieviel Futter noch in den Beuten ist.

Oh Schreck! Trotz der eingefütterten 15 kg Futter im Herbst, scheint ein Volk kaum mehr Futter zu haben. Jetzt muss ich schnell handeln! Da in der Natur noch kaum was zu finden ist, muss ich sofort zufüttern, sonst droht von einem Tag auf den anderen der Hungertod und das ausgerechnet bei den stärksten und vitalsten Völkern, weil sie am meisten Futter verbrauchen. Um die Bienen nicht unnötig zu stören, lege ich 2,5 kg Futterteig auf drei der sieben Völker, die offenbar besonders viel Futter verbraucht haben, evtl. weil sie schon früher mit dem Brüten begonnen haben. Hoffentlich bleibt es warm genug, dass sie den Futterteig auch annehmen können. Wenn es zu kalt ist, sitzen sie in der Wintertraube eng zusammengeknäult und wärmen sich gegenseitig. Würden einzelne dann die Wintertraube verlassen, würden sie verklammen, weil es zu kalt ist. Aber zum Glück soll es noch länger warm bleiben und auch Flugwetter herrschen, damit sie auch Wasser eintragen können, um den Futterteig auflösen zu können.

Noch mal Glück gehabt! Bin schon gespannt, was der nächste Monat bringt!

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  • © Michaela Bischof
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