Meist sind es Eichen, vereinzelt auch Buchen, Weiden oder Erlen und viele von ihnen sind 200 Jahre – manche von ihnen sogar älter.

Wie mächtig sie sind wird vor allem dann sichtbar, wenn man sich unter diese Baumschönheiten stellt und versucht ihren Stamm zu umfassen oder in ihre dichte Baumkrone blickt.

Nun werden sechs von ihnen unter Schutz gestellt. Denn – so ist es im Landsberger Tagblatt vom 22. Dez. 2017 zu lesen: ,,Baumschutz geht vor Kiesabbau.“

Die alten Bäume – es sind allesamt Eichen – stehen an der Kreisstraße Finning-Schöffelding. Hier sollte Kies abgebaut und anschließend wieder verfüllt werden. Dabei wären die Eichen vermutlich der Motorsäge zum Opfer gefallen, wenn die Untere Naturschutzbehörde sie nicht unter Schutz gestellt hätte.

Wie gut, dass die alten Eichen nun erhalten bleiben!! Sie prägen unser Landschaftsbild auf einzigartige Weise. Und nicht nur das – sie und ihre „Kollegen“ sind auch ein wichtiger Lebensraum für eine Vielzahl von Tieren und Pflanzen.

So beherbergt die Eiche zwischen 300-500 Arten (weicht je nach Gegend ab), die auf sie spezialisiert sind.

Neben zahllosen Wirbellosen wie Schnecken, Spinnen, Asseln und Tausendfüsslern, nützen vor allem Insekten die Eiche. Alte Eichen mit einer gut ausgebildeten Krone weisen, selbst wenn sie gesund sind, einen hohen Anteil an totem und morschem Holz im Kronenbereich auf. Dieses Totholz spielt im Lebenszyklus zahlreicher Arten wie den Wildbienen oder den Bockkäfern (bis zu 70 Arten leben in einer Eiche) eine große Rolle. Die grobe Borke der Eiche bietet hervorragende Überwinterungsmöglichkeit und nicht zuletzt freuen sich viele Insektenlarven an den Eichenknospen und ihrem Laub.

Von den vielen Insekten wiederum profitieren die Vögel und Kleinsäuger und das Totholz bietet gute Nistgelegenheiten für die in Baumhöhlen und Spalten brütenden Vogelarten.

Auch der Siebenschläfer, sowie verschiedene Maus- und Fledermausarten nutzen den Lebensraum dieser mächtigen Bäume.

Neben ihrer Bedeutung für unsere Landschaft und Natur, sind die alten Bäume auch heimatgeschichtlich interessant. Sind sie doch Relikte und Zeugen einer uralten Weideform. Hutebäume – so werden diese Bäume auch genannt – haben das Benagen ihrer Stämme und der unteren Äste, das sich Schaben von Weidetieren am Stamm, der Überdüngung durch Kot- und Urinmengen, der Bodenverdichtung und den Schäden durch Weidetiere über Jahrzehnte standgehalten und sich trotz allem zu mächtigen Bäumen entwickelt!

Was für eine Leistung!

Andere solitär stehende Bäume wiederum wurden bewusst gepflanzt.

So schreibt Johannes Mahne-Bieder in der Broschüre

,,Kulturspuren in der Landschaft“ des Landratsamtes Aichach­Friedberg:
“ ….. sie markierten meist besondere Orte, wie beispielsweise Gedenk- oder ehemalige Richtstätten. So pflanzte man etwa nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) viele Bäume, um an das Ende dieser schrecklichen und entbehrungsreichen Zeit zu erinnern.“

Was wohl unsere Bäume alles erzählen könnten?

Viele von ihnen standen wohl schon im Hungerjahr 1817, als verregnete Monate im Sommer, Gewitter- und Hagelstürme, früher Frost im September und Schneefall vor dem Einbringen der Ernte eine Hungerkatastrophe verursachten. (Ein Laib Brot kostete damals umgerechnet zwischen 15. -und 20.-€!)

Die Bäume überstanden die beiden Weltkriege und erlebten die mannigfaltigen kulturellen und wirtschaftlichen Veränderungen bis in die heutige Zeit, den damit einhergehenden Artenschwund und müssen nun mit dem Klimawandel zurecht kommen.

Sie sind die stillen Zeugen einer längst vergangenen Zeit.

Was haben sie nicht alles überstanden! Und sie werden auch die kommenden Jahrzehnte noch überstehen – wenn der Mensch sie lässt.

Wie gut, dass sich immer mehr Menschen für den Schutz dieser Naturdenkmäler – denn das sind sie ohne Zweifel – einsetzen!

Ein Dank gilt hierbei der Gemeinde, die für die kostspielige Pflege der alten Bäume auf Gemeindegrund aufkommt, wie zum Beispiel die der uralten Linden um die St. Willibaldskapelle, die – so schreibt Thomas Janschek in seinem Buch „Von Baum zu Baum – Radtouren und Baumgeschichten zwischen Lech und Ammersee“ – wohl in der Zeit des Kapellenbaus von 1657 gepflanzt worden sind und es mittlerweile auf stattliche 360 Jahre bringen!

Ein großer Dank geht an alle Landwirte und Grundstückseigentümer, die die alten Bäume auf ihren Feldern und Wiesen erhalten und dafür einen höheren Arbeitsaufwand und mitunter Ernteeinbußen in Kauf nehmen!

Und – im Hinblick auf die Eichen nördlich von Finning – geht mein Dank auch an die Untere Naturschutzbehörde, die mit der unter Schutzstellung der Eichen ein Zeichen für die Besonderheit und den damit verbundenen notwendigen Erhalt der alten Solitärbäume in unserem Landkreis gesetzt hat.

Bildnachweis:

  • © Sabine Leitner
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