Bei einer Exkursion im Milchviehbetrieb von Familie Steber in Unterfinning, den Bernhart Haberl und Rainer Tief organisiert hatten, trafen sich ca. 15 interessierte Bürgerinnen und Bürger aus Finning zum Informationsaustausch. Im ersten Teil führte Georg Steber die Gruppe durch den Betrieb und erklärte anschaulich den Produktionsablauf in einer modernen Milchwirtschaft.

Das Kerngeschäft ist die Milchproduktion. Von den durchschnittlich 160 am Hof lebenden Rindern sind 84 Stück Milchkühe. Die anderen Tiere sind Stiere, Trockensteher (Kühe vor der Kalbung, die keine Milch geben), Altkühe und Kälber, die zum Teil die Nachzucht für die Milchviehherde bilden, oder für den Vertrieb zur Mast vorgesehen sind. Letzteres betrifft vor allem die männlichen Tiere und die weiblichen, die sich nicht für die Milchproduktion eignen. Daneben gibt es 70 kW Photovoltaikanlage auf dem Dach, von dem über die Hälfte des erzeugten Stroms für den Eigenverbrauch verwendet wird. Außerdem gibt es noch 40 Hühner auf dem Hof. Die Futtermittel werden auf 78 Hektar erzeugt, davon weniger als die Hälfte Acker. 7 Hektar werden als extensives Grünland genutzt. Der Aussiedlerhof wurde 2011 gebaut, wobei das Kernstück, der Milchviehstall, als Außenklimastall konzipiert wurde. Für Rinder ist Kälte kein Problem, eher die Hitze im Sommer. Einzig beim Melkstand kann starker Frost zu Problemen führen. Die Milchkühe stehen auf Gummimatten, die mit einer automatisierten Schieberentmistung sauber gehalten werden. Das schohnt die Tiere und trägt zum Tierkomfort bei. Ein Nachteil ist der geringe Abrieb der Klauen. Dem wird mit einer eigenen „Pedikürebox“ entgegengewirkt, in dem die Tiere dreimal im Jahr eine Klauenbehandlung bekommen. Die Rinder, die sich auf der anderen Seite des sogenannten Futtertisches befinden, stehen auf Spaltböden. Hier ist der Abrieb der Klauen besser gewährleistet, dafür hingegen der Standkomfort nicht so hoch. Dahinter befinden sich Tiefboxen in denen sich die Tiere hinlegen können. Diese werden alle 4 bis 6 Wochen neu eingefüllt und regelmäßig mit Stroh nachgefüllt. Die Milchkühe werden von einem vollautomatischen Melkroboter gemolken. Dazu müssen die Kühe mittels Kraftfutter an den Melkstand gelockt werden. An einem Halsband hängt ein Chip, mit dem die Kuh automatisch erkannt wird. Dieser erfasst die Tagesleistung und errechnet den Melkbedarf eines jeden Tieres individuell. So wird auf die Dauer ein gelenkter Kuhverkehr austariert, wobei die Kühe unter denen es eine Hackordnung gibt, sich zum größten Teil selbst organisieren. Während die Kühe vor der Kalbung 42 bis 60 Tage pausieren, haben sie nach der Kalbung ihre Höchstleistung. Die durchschnittliche Lebenserwartung einer Milchkuh beträgt ca. 5 Jahre, wobei es auch 10 Jahre alte Kühe in der Herde gibt. Eine Kuh ist am wirtschaftlichsten, wenn sie möglich lange im Melkbetrieb verbleibt, da die Aufzucht das teuerste ist, da die Tiere in dieser Zeit noch keine Einnahmen generieren.