Die Natur durchlebt schwierige Zeiten. Der Mensch erfindet immer neue Mittel und Wege, um seine Produktion zu steigern und alles, was ihm nicht nützlich erscheint, schnellstens zu beseitigen.
Unkräuter – oder besser gesagt: unerwünschte Kräuter – im Feld oder Garten? Glyphosat hilft durchschlagend!
Lästige Mücken an heißen Sommertagen? Warum nicht BTI!
Gänsekot auf Liegewiesen? Einfach abwaschen?? Nein, da gibt es gründlicheres Vorgehen …
So wurde es bisher praktiziert und die Folgen werden immer spürbarer.
Doch spätestens, wenn auch der Vogelgesang verstummt, ist für viele Menschen der Punkt erreicht, an dem sie ihre Nützlichkeitsvorstellungen noch einmal überprüfen und sich fragen: Was kann der Einzelne tun?
Kann das Füttern von Vögeln eine Hilfe sein?

Gleich vorweg: Die Rettung kann es nicht sein. Aber einige Arten, die ums Haus und im Garten schwirren, können dadurch unterstützt und gestärkt werden.
Für die Aufzucht der Jungvögel sind allerdings Insekten unerlässlich. Daher ist das Füttern mit Körnern und Haferflocken eine Hilfe für die Altvögel, die, wenn ihre eigene Ernährung gesichert ist, länger auf Insektenjagd für die Jungen gehen können.

Bei der Fütterung muss aber streng auf Hygiene geachtet werden, damit sich Krankheiten nicht ausbreiten. Sollten am Futterplatz tote Vögel aufgefunden werden, muss die Fütterung sofort eingestellt werden. Am besten eignen sich Füttersäulen, wie ein Beispiel hier auf einem Foto wiedergegeben ist. Wir haben unsere Futtersäule in einem hohen Holunderbaum vor einem Fenster so aufgehängt, dass wir sie gut beobachten können. Nur mühsam versucht manchmal die Nachbarskatze das lustige Vogelleben näher zu inspizieren. Ich habe den Eindruck, dass die Vögel sich über den Tolpatsch lustig machen und ihn so nah umschwirren, dass er fast das Gleichgewicht verliert.

Wir können keine direkte Empfehlung für den Kauf des richtigen Futters geben. Am besten scheint mir das Ausprobieren. Ich habe einmal von einer Sorte Meisenknödel, die weggingen wie Schnee in der Sonne, eine ganze Kiste für den Winter gekauft. Aber kaum stand die Kiste in meinem Keller, wurden die Knödel völlig verschmäht. Erst nach Ende des Winters wurden sie wieder mit Inbrunst weggehackt.
Wir füttern die Vögel vor allem auch deshalb so nah am Haus, weil uns ihre Beobachtung täglich viel Freude macht. Und das ist ein weiterer Anstoß zu überlegen, was wir noch mehr in unserer Umgebung ändern können, damit das Vogelleben erhalten bleibt.

Literatur: P. Berthold (langjähriger Leiter der Vogelwarte Radolfzell) und Gabriele Mohr: Vögel füttern – aber richtig. Taschenbuch 9,99 €

Bei diesen Futtersäulen fällt wenig Futter und auch wenig Kot nach unten. Die Reinigung ist daher einfach. Es gibt aber Vögel, die Futter nur vom Boden aufnehmen.

Auch Spechte kommen zu den Futtersäulen. Dies ist eine Aufnahme vom Juni im Hagenheimer Wald. Etwa alle 30 bis 50 Sekunden kam ein Spechtvater oder eine Spechtmutter zum Füttern und das rund 20 Tage lang. Danach kommen bis zu sieben Jungspechte zum Vorschein, die noch im Durchschnitt zehn Tage geführt werden.

Hagenheim ist ein wahres Starendorf. Bei uns kommen die Stare zur Futtersäule und drängen sich zwischen die Sperlinge, die immer da sind, wenn sie zu sehr mit der Aufzucht beschäftigt sind.

Bildnachweis:

  • © Jochim Varchmin
  • © Jochim Varchmin
  • © Jochim Varchmin
  • © Jochim Varchmin