Das Geheimnis des Federgeistchens

Heute, an diesem ersten Tag des von so vielen Menschen in Bayern mit beeindruckendem Engagement getragenen Volksbegehrens für die Artenvielfalt, möchte ich von einem fast unbekannten Gast in meinem Garten erzählen – dem Federgeistchen. Gesehen hatte ich den filigranen Flieger gelegentlich, wenn ich beim Wiesemähen etwas Weißes über den Kleeblüten dahinschweben sah. Gedanken habe ich mir darüber nie gemacht – bis zu jenem Tag, als ich in einem alten Gartenbuch von Jürgen Dahl seine Verteidigung des Federgeistchens las. Vehement wandte er sich gegen den Schutz von Natur nur deshalb, weil sie uns Menschen von Nutzen ist. Er forderte, dass auch Schönheit und Einmaligkeit von Lebewesen und Landschaft die Erhaltung von Lebensräumen selbstverständlich mache. Und dann erzählte er vom Federgeistchen, einer kleinen Motte, die ich seither niemals mehr vergessen habe. Sie hat mich gelehrt, worum es geht, wenn wir von Ökologie, Umwelt, heute Klimawandel sprechen.

Das Federgeistchen ist ein Schmetterling aus der Familie der Federmotten. Von ersten Frühlingsarbeiten im Garten aufgestöbert – es hält Winterschlaf unter trockenem Gebüsch –, flattert es ein wenig umher und ist gleich wieder weg. Unsichtbar, weil es seine im Flug schimmernden Flügel zu einem millimeterdünnen bräunlichen Strich zusammenfaltet. „Dabei verschwinden die Hinterflügel nicht etwa wie bei anderen Schmetterlingen unter den Vorderflügeln, sondern regelrecht darin. Die Erscheinung ist ganz und gar einmalig bei den Schmetterlingen, der sonderbare Mechanismus gehört dem Federgeistchen allein. Seine Raupen leben auf der Ackerwind; das ausgeschlüpfte Federgeistchen lebt von so gut wie nichts, überwintert im Verborgenen, legt im Frühsommer Eier und stirbt dann“ (Jürgen Dahl).

Stirbt das Federgeistchen aus (wie so viele Arten jeden Tag), würden wir es wohl nicht einmal vermissen, der Naturhaushalt litte vielleicht nicht darunter. Aber die einmalige Erfindung der fedrigen Hinterflügel in Verbindung mit den klappbaren Vorderflügeln wäre unwiederbringlich verloren. Und seine Schönheit wäre dahin.

Ausführliche Informationen zum Volksbegehren sowie den Gesetzesentwurf zum Herunterladen findet ihr unter folgendem Link:

Pressestimmen zum Volksbegehren Artenvielfalt

Das Volksbegehren Artenvielfalt hat ein breites Echo in der Öffentlichtkeit ausgelöst und wird auch in der Presse kontrovers diskutiert. Hier findet ihr eine Auswahl an Zeitungsartikeln, Radio- und Fernsehbeiträgen.

Alle Beiträge zum Volksbegehren Artenvielfalt

Hier findet ihr alle bisher veröffentlichten Beiträge zu unserer Serie "Was wir gewinnen – 14 Stationen zum Volksbegehren" von Eva Rosenkranz.

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