Wenn die Politik nicht imstande sei, die perverse Logik zu durchbrechen und nicht über armselige Reden hinauskomme, würden die großen Probleme der Menschheit nicht in Angriff genommen, sagt Papst Franziskus (A. Englisch 2015). In seiner Enzyklika „Laudato si‘ – über die Sorge um das gemeinsame Haus“ (oft auch als Schöpfungs- oder Umweltenzyklika bezeichnet) begründet er dies ausführlich und beruft sich dabei auch auf seine Vorgänger. Er beklagt, dass jedes Jahr Tausende von Pflanzen- und Tierarten verschwinden, „…die unsere Kinder nicht mehr sehen können, verloren für immer. Die weitaus größte Mehrheit stirbt aus Gründen aus, die mit irgendwelchem menschlichen Tun zusammenhängen. Unseretwegen können bereits Tausende Arten nicht mehr mit ihrer Existenz Gott verherrlichen, noch uns ihre Botschaft vermitteln. Dazu haben wir kein Recht.“

Der Papst sieht die Ursachen der Umweltkrise in einem „Anthropozentrismus“, der den Menschen zum egoistischen Konsumenten macht. Und in einer Technokratie, die den Menschen beherrscht und zum rücksichtslosen Nutznießer der Schöpfung sowie zum egoistischen Vermarkter aller Güter der Erde reduziert. „Es wird keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen neuen Menschen“, schreibt der Papst. Auch die Bibel spricht vom „bewahrenden und schützenden, vom hegenden und pflegenden Mit-Sein des Menschen: Bebauet und bewahret die Erde!“ Die Schöpfungsenzyklika zielt daher auf eine „ganzheitliche Ökologie“, auf einen neuen Lebensstil, auf eine ökologische Umkehr. Der Papst fordert eine Abkehr von Umweltgiften, von der Atomwirtschaft, vom Konsumismus, von Technokratie und Gewinnmaximierung. Kurz: Papst Franziskus fordert einen Umweltdialog und eine Erziehung zur Umweltverantwortung.

Franziskus wünscht sich, dass sich „die Menschen zusammentun, um die Schöpfung gemeinsam und überall auf der Welt zu retten“. Der Mensch soll

  • aus sich herausgehen und aktiv die ökologische Umkehr vorantreiben
  • in allem den größeren Sinn, die größeren Zusammenhänge und die wunderbaren Verflechtungen zwischen Mensch und Tier, zwischen Pflanze und Materie, zwischen Gott und Mensch erkennen
  • die „ökologische Umkehr“ und einen neuen prophetischen und kontemplativen Lebensstil“ leben.

Franziskus macht konkrete Vorschläge, die wir uns zu Eigen machen können:

  • Verbrauch von Plastik und Papier vermeiden
  • Fahrgemeinschaften bilden und öffentliche Verkehrsmittel nutzen
  • Abfälle trennen und recyceln
  • Bäume pflanzen und unnötige Lampen ausschalten
  • die anderen Lebewesen sorgsam zu behandeln,
  • alternative Energien fördern und die Verbrennung fossiler Kraftstoffe unverzüglich zu ersetzen.

Bei der Prüfung der Umweltverträglichkeit eines Unternehmens würden in der Regel die Auswirkungen auf den Boden, das Wasser und die Luft geprüft, doch nicht immer sei „eine sorgfältige Untersuchung über die Wirkung auf die biologische Vielfalt eingeschlossen, als sei der Verlust einiger Arten oder Gruppen von Tieren oder Pflanzen etwas von geringer Bedeutung. Schnellstraßen, Neukultivierungen, Drahtzäune, Talsperren und andere Konstruktionen ergreifen Besitz von den Lebensräumen, und manchmal zersplittern sie diese derart, dass die Tierpopulationen nicht mehr wandern, noch frei pendeln können, sodass einige Arten vom Aussterben bedroht sind.“ Als Alternativen schlägt Franziskus die Schaffung biologischer Korridore vor, die die Wirkung dieser Bauten zumindest abschwächen. Doch eine solche Umsicht und Vorsorge sei nur in wenigen Ländern zu bemerken. Franziskus spricht sich für eine ökologische Umkehr aus: „(…) Man kann Formen der Zusammenarbeit oder der gemeinschaftlichen Organisation erleichtern, welche die Interessen der kleinen Erzeuger schützen und die örtlichen Ökosysteme vor der Plünderung bewahren. Es gibt so vieles, was man tun kann!“

Wir alle sind also gefordert, unsere Art des Konsums zu überdenken und Artensterben, Boden- und Wasserzerstörung sowie Klimawandel entgegenzutreten: Jeder in seinem persönlichen Umfeld, aber auch Politik, Wirtschaft und Kirchen müssen einen Beitrag leisten.

Der Arbeitskreis Dorfökologie Finning engagiert sich in diesem Sinn und will dazu beitragen, bessere Lebensbedingungen für heimische Arten zu schaffen.

Literatur:

Papst Franziskus: Enzyklika „Laudato si‘ – über die Sorge für das gemeinsame Haus“. Rom, 24. Mai 2015.
www.dbk.de/fileadmin/redaktion/diverse_downloads/presse_2015/2015-06-18-Enzyklika-Laudato-si-DE.pdf.

Andreas Englisch. Der Kämpfer im Vatikan. Papst Franziskus und sein mutiger Weg. C. Bertelsmann, München 2015.

Bildnachweis:

  • © Michaela Bischof