Ein Bürgermeister, ein Ökoaktivist und ein verschwundener Freund

Theobald Hirsch, Adi Schmidt und Sepp Bledschneider waren in ihrer Kinder- und Jugendzeit gute Freunde in Otterschwing, einem kleinen Dorf im Ammersee-Hinterland. Theo wird später Bürgermeister dieser Gemeinde, Adi verschwindet spurlos und Sepp entwickelt sich zu einem Einzelgänger, den viele im Dorf nicht so recht verstehen. Er ist ein Mensch, dem die Natur und die Tierwelt sehr am Herzen liegen, man könnte ihn einen Ökoaktivisten nennen. Theo baut sich als Lokalpolitiker mit Landratsambitionen ein Netzwerk auf; dabei hilft ihm seine Ehe mit der begüterten Marlene, die früher mal dem Sepp nahegestanden hat. Nebenbei hat Theo eine Geliebte, die sexy Metzgereifachverkäuferin Tina.

Die drei ehemaligen Freunde scheint ein Geheimnis zu verbinden. Adi, Sohn des früheren Bürgermeisters von Otterschwing, bleibt verschwunden. Theo und Sepp gehen sich aus dem Weg. Petra Rosenberger, Reporterin des Seekuriers, sucht im August Geschichten, um im sogenannten Sommerloch ihre Zeitung zu füllen. Es sind keine Gemeinderatssitzungen und auch sonst ist nichts los, weil die Leute lieber am See relaxen. Petra hört vom spurlos verschwundenen Adi. Die Geschichte interessiert sie und sie versucht, Adis Verschwinden aufzuklären. Altbürgermeister Schmidt hat als Vater von Adi natürlich auch großes Interesse daran. Praktisch ist, dass Petra bei ihren Recherchen Hilfe von ihrer Mutter hat, die nach dem Tod des Vaters das Familienhaus in Otterschwing verkauft hat und in die Seniorenresidenz Benedictum gezogen ist. Dort hat sie sich mit einem ehemaligen Staatsanwalt angefreundet hat, der seine alten Kontakte gewinnbringend für Petras Nachforschungen einsetzen kann. Gemeinsam bilden sie die „SOKO Benedictum“.

Petra deckt aber auch lokalpolitische Machenschaften auf. Da geht es unter anderem um das Großprojekt Pilsentherme (erinnert gleichermaßen an Planungen zu einem Geothermie-Projekt in Utting und zu einem Fünf-Sterne-Hotel in Finning), Bebauungspläne, ein Bürgerbegehren, Bodengutachten, eine seltene Ameisenart oder um die vermeintliche Wohltätigkeit des Libellenclubs, dessen Mitglieder jedoch hauptsächlich an geschäftlichem Gewinn und am Organisieren von Mehrheiten im Gemeinderat interessiert sind. Es geht aber auch um den Schutz der Natur. Der Sepp setzt sich sehr für deren Erhalt ein und will verhindern, dass die Pilsentherme am Ortsrand von Otterschwing gebaut wird. Er will eine Bürgerinitiative gründen. Denn die von Bürgermeister Theobald Hirsch geplante Baumaßnahme würde wertvolle Natur zerstören, eine große Fläche versiegeln sowie Lebensraum für Insekten und Vögel vernichten. Hat er Erfolg oder wird der Otterschwinger Gemeinderat für den Bau der Pilsentherme stimmen?

Wer sich für Lokalpolitik am Ammersee-Westufer oder sonst wo interessiert, sollte dieses spannende und hintersinnige Taschenbuch lesen. Autorin Thea Fischer kennt sich offensichtlich gut in der Lokalpolitik und im Lokaljournalismus aus. Sie hat ganz genau hingeschaut und ihr Wissen in eine spannende Realsatire gepackt. Um Reporterin Petra Rosenberger muss man sich allerdings etwas Sorgen machen: Sie ernährt sich viel zu fleischlastig, ist Stammkundin in der Otterschwinger Metzgerei Maier. Hoffentlich schaut sie sich was von Sepps vegetarisch-veganen Tendenzen ab, damit sie gesund bleibt und es eine Fortsetzung gibt.

Als Krimi konzipiert, bietet das Buch auch einiges zum Lachen, das einem aber manchmal im Hals stecken bleibt.

Thea Fischer: Bürgermeister Hirsch geht baden. Kriminalroman. Aufbau-Verlag, 9,95 Euro. ISBN 978-3-7466-3390-9.

Im Buchhandel und in Finning auch beim Keicher erhältlich.