Ein Herbst, so regenreich, sonnig und warm zugleich wie der diesjährige, bedeutet einen langen Abschied vom Sommer – und einen spannenden. Längst haben zahllose Vögel ihre Sommerquartiere verlassen und berühren in großen und kleinen Zügen auch unsere Landschaft. Die Feldflur zwischen Hagenheim und Hofstetten ist noch kleinstrukturiert genug – mit Pferdeweiden, Waldrändern, Feldhecken und -gehölzen und, last not least, dem Egelsee – um auch hierher Vogelzüge zu lenken und zu locken.

Nicht alle Zugvögel ziehen nach Afrika! Viele nord- und nordöstliche Populationen fliegen im Herbst in den Mittelmeerraum und durchqueren dabei Deutschland, rasten hier oder rücken bei uns ein. Dazu gehören u.a. Eichelhäher, Buch- und Bergfinken, Feldlerchen, manchmal auch Heidelerchen, die seit Anfang Oktober durch unsere Feldmark ziehen. Erst gestern ließ sich ein Trupp von 120 Lerchen in den Feldern am Nordende von Hagenheim nieder, eifrig flügelnd, zwitschernd und pickend.

Einer der imposanten und dennoch wenig wahrgenommenen Vogelzüge, der bei uns in der ersten Oktoberhälfte seinen Höhepunkt hat, ist der Herbstzug der Ringeltauben. Die Fotos sind am Morgen des 7. Oktober entstanden, als innerhalb von 50 Minuten große Vogelwolken am Horizont erschienen, sich auf Fichtenwipfeln und Feldern niederließen, in Richtung Südwesten weiterzogen. Insgesamt 2200!

Ringeltauben fliegen nicht, wie die Turteltauben, nach Afrika, sondern ins atlantisch geprägte Westeuropa und in den Mittelmeerraum. Obwohl Tauben in Europa noch millionenfach geschossen werden – oft nur zum „Sport“vergnügen – ist der Bestand an Ringeltauben bei uns derzeit stabil. Ganz im Gegenteil zur zierlichen Schwesternart, der Turteltaube, die weltweit vom Aussterben bedroht und deshalb von den großen Naturschutzverbänden zum Vogel des Jahres 2020 gewählt worden ist.

Jetzt, Ende Oktober, ziehen die Kraniche. Seit einigen Jahren hat sich eine kleine Zugroute auch über Bayern etabliert und fliegt an den Alpen entlang nach Westen, um in Frankreich, der spanischen Extremadura oder im afrikanischen Nordwesten zu überwintern. Immer wieder berühren Kranichtrupps dabei auch den Landsberger Raum, gelegentlich sogar Hagenheim! Allerdings oft Nachts – nur gut, dass sie so ruffreudig sind.

Es wäre schön, wenn Kranichzüge – Individuenzahl, Ort und Uhrzeit – an mich gemeldet würden, damit ich die Daten weitergeben kann. Auch die Meldung anderer Vogelarten, die durchziehen, ist willkommen – es müssen nicht gerade Tausende sein! Denn trotz immer raffinierter werdender telemetrischer Methoden bergen die komplexen und sich wandelnden Wege des Vogelzuges nach wie vor viele Geheimnisse – und für Forschung und Naturschutz Herausforderungen en gros!

Bildnachweis:

  • © Beatrix Saadi-Varchmin
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