Die große Doppellinde, ein Charakterbaum am Nordeingang von Hagenheim, steht genau gegenüber unserem Haus. Sie bot nach dem schweren Hagelschlag einen traurigen Anblick. Ihre Blätter, plötzlich von trübem Braungrau, hingen schlaff herunter und wir fragten uns, ob das bis zum Winter so bleiben würde.

Nun erscheint es wie ein Wunder: Junge Blätter wölben sich über dunklem Sommerlaub (sofern noch erhalten) und bedecken den Baum mitten im Sommer mit Frühlingsgrün, während dazwischen das angeschlagene Laub welkt.

Mich erinnert das an den Regenwald, wo die Bäume dicht nebeneinander gleichzeitig alle Jahreszeiten repräsentieren: jede Baumart hat ihren ganz eigenen Vegetationszyklus, manche Bäume sind winterkahl, andere grünbeblättert in allen Helligkeitsstufen, und welkes Laub raschelt ständig unter den Füßen.

Aber unsere mitteleuropäische Linde – und viele der getroffenen Bäume ringsum – bringen es jetzt fertig, innerhalb ein- und derselben Krone gleichzeitig Frühlingfrische und Herbstwelke zu tragen. Was für eine unbändige Regenerationskraft darin steckt! Ich staune und frage mich, warum wir, als Gemeinschaft, es nicht fertig bringen, dies zu allererst zu bewundern, zu würdigen und zu bewahren, statt es in erster Linie auf achtlose Weise zu benutzen und zu zerstören …

Wie sind Eure Erfahrungen mit der Wuchskraft der Pflanzen nach dem Hagelunwetter?

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  • © Beatrix Saadi-Varchmin