Die große Brennessel ( Urtica dioica)
Dieser Star unter den Wildkräutern ist ein Muster an Vielseitigkeit und wird zu Unrecht in die Garten – Schmuddel – Ecke gestellt.
Die Brennessel ist in MItteleuropa heimisch und gehört zur Familie der Brennesselgewächse. Sie ist als Kulturfolger ein Anzeiger für einen hohen Stickstoffgehalt im Boden.
Die Pflanze wird bis zu einem Meter hoch, hat gegenständige Blätter, die mit Brennhaaren versehen sind. Bei Berührung brechen die Haare ab und entleeren Ameisensäure auf die Haut. Die Blüten der zweihäusigen Pflanze sind unscheinbar gelblich in hängenden Rispen an den oberen Blattpaaren.
Die Sammelzeit erstreckt sich von März bis August, die Samen werden im Frühherbst reif. Dabei kann alles, also Kraut, Samen und Wurzel verwendet werden.
An Inhaltsstoffen finden sich Nesselgift (Ameisensäure, Acetylcholin, Histamin), Vitamin A und C, Mineralstoffe, Eisen, Magnesium, Phosphor, Histamin und Sekretin
Als Heilpflanze findet die Brennessel als Tee zum Entschlacken und Entgiften Anwendung. Sie wirkt dadurch stoffwechselanregend und gegen Rheuma und Gicht.
Als Tinktur kann sie einmassiert in die Kopfhaut den Haarausfall entschleunigen und die Samen wirken kräftigend gegen Erschöpfungszustände.
Im Garten dient eine Jauche aus Brennesselkraut als milder organischer Dünger. Dabei wird eine Mischung aus 1kg Kraut und 10 Liter Wasser vergären lassen und 2-3 Wochen ziehen lassen. Verdünnt 1:10 wird dann im Wurzelbereich gedüngt. Wenn der Geruch beim Vergären zu intensiv wird, kann Gesteinsmehl zugegeben werden.
Gegen Läuse und Spinnmilben wird eine Brühe nur 2-4 Tage ziehen gelassen und dann 1:50 über die Pflanze gespritzt. Die enthaltene Kieselsäure macht die Blattoberflächen der Kulturpflanzen auch robuster gegen Pilzbefall.
Die Brennessel ist eine unentbehrliche Futterpflanze für Insekten, vor allem für die Raupen vieler Tagfalter, wie das Tagpfauenauge.
Aber nun endlich zur spannenden Verwendung in der Küche. Die Blätter sind ein Geschmackserlebnis in Suppen, Salaten, Aufläufen, als Spinatersatz oder in Kräutersalzen. Dabei sollen vor allem junge Blätter verwendet werden, da sie viel zarter und noch nicht faserig sind. Wichtig ist, daß die Blätter entweder gekocht, gemixt oder gequetscht werden, damit die Brennhaare zerstört werden. Sonst wird ein ‚Feuerwerk‘ im Mund entfacht.
Die Samen können als interessante Würze über Salate oder Gemüse verwendet werden, vor allem, wenn man sie vorher anröstet.
Und nun noch  zwei ausgewählte Rezepte mit der Superpflanze (jeweils für 4 Personen):

Kartoffelgratin mit Brennessel
Zutaten:
1kg Kartoffeln, in feine Scheiben geschnitten
300ml Milch, 300ml Sahne
200g Brennesselblätter, (die oberen zarten Blätter)
Lorbeerblatt, Thymian, Salz, Muskatnuss, Knoblauch
ca. 150g Käse zum überbacken
Zubereitung:
Die Kartoffeln zusammen mit der Milch, Sahne und Gewürzen aufkochen. Mit Salz, Pfeffer, Muskatnuss würzen.
Die gewaschenen und in Streifen geschnittenen Brennessel in die heissen Kartoffeln geben und gut mischen.
In eine Auflaufform geben, mit Käse bestreuen und bei ca 200°C ca 20 min. backen.

Brennessel-Spinat Nocken
Zutaten:
250g frische Brennessel (am besten die Spitzen)
250g frischer Spinat (Tiefkühlspinat geht auch)
ca 400g Weissbrot vom Vortag oder Knödelbrot von 5-6 Semmeln
2 Eier
ca 250 ml warme Milch
4-5 Eßl Mehl
Salz, Pfeffer, Muskatnuss
Zubereitung:
Das Weissbrot kleinschneiden , mit der Milch begiessen , gut durchmischen und zugedeckt etwa 1 Stunde durchziehen lassen.
Brennesseln und Spinat waschen , in kochendem Salzwasser blanchieren, kalt abschrecken, abtropfen und auskühlen lassen. Dann gut auspressen und so klein wie möglich hacken.
Zusammen mit dem Brot, Eiern und Mehl gut verkneten. Mit Salz, Pfeffer, Muskatnuss würzen.Der Teig sollte eine feste, gut formbare Konsistenz haben. Eventuell noch Milch oder Mehl dazu geben.
Salzwasser aufkochen, aus dem Teig kleine Knödel oder Nocken formen, ins kochende Wasser geben und ca. 5min garziehen lassen.
Mit dem Schaumlöffel herausnehmen, abtropfen lassen, in Salbeibutter schwenken und mit Parmesan bestreuen.

Wer sieht da noch einen Grund, der Brennessel keinen Ehrenplatz im Garten einzuräumen?

Bildnachweis:

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