Die Natur ist erwacht
Die Gehölze haben nach einem grünen Hauch ganz schnell ihre Blätter entfaltet, die Böden sind mit einem Blütenteppich überzogen, Insekten brummen durch die Luft, die Vögel singen ihre Lieder und haben mit der Brut begonnen.
Wir werden magisch aus dem Haus gezogen und wir können uns auf Spaziergängen und im Garten am Leben um uns erfreuen. Auch die Privatleute können in den Gärten viel dazu beitragen, die Zerstörung der Umwelt wenigstens zu verlangsamen.
Wir können uns nicht von den Kreisläufen der Natur loslösen, wir sind ein Teil davon und wir müssen uns das bei allen Tätigkeiten vor Augen führen. Auf unsere Gärten bezogen, möchte ich zum Start ins Gartenjahr hier einige Anregungen geben.

Torffrei gärtnern
Die Hobbygärtner verbrauchen immer noch jährlich 2,5 Millionen Kubikmeter Torf und tragen damit zu einem großen Teil zur Zerstörung unserer lebenswichtigen Moore bei. Machen sie da nicht mit. Wenn sie Erden zur Jungpflanzenanzucht oder um Eintopfen brauchen, kaufen sie Substrate, die torffrei sind. Sie sind zwar etwas schwieriger zu besorgen, aber es gibt sie. Alternativ können wir ja auch selber Komposterde erzeugen und sparen damit auch noch Düngerbeigaben.

Sucht nach krautfreiem Rasen
Der Drang zu einer beikrautfreien Rasenfläche ist für mich ein ungeklärtes Rätsel. Viele Menschen erfreuen sich draußen an Wildblumen und empören sich (zurecht) über die monotonen Grasflächen in der Flur. Warum werden im eigenen Garten dann keine Blühstauden im Rasen geduldet? Gerade jetzt in der Coronazeit habe ich den Eindruck, dass unsere Rasenflächen belauert werden, wann endlich der Rasenmäher zum Einsatz kommen kann. Warum erfreuen wir uns nicht an Ehrenpreis, Günsel, Gundermann,Braunelle, Klee und Co.? Oft reicht es ja, nur Wege oder Spielbereiche für die Kinder ins Gras zu mähen.

Pestizide und Kunstdünger im Garten
Nicht nur in der Landwirtschaft, auch in den deutschen Gärten werden Mengen von Pestiziden eingesetzt. 2018 waren es 5420 Tonnen! Auch wenn die Industrie es uns glauben machen will, wir brauchen die nicht im Garten. Wir demonstrieren (auch das zurecht) gegen den Masseneinsatz von z.B. Glyphosat. In vielen Präparaten für den Hobbygärtner ist es aber auch enthalten. Lassen wir doch einfach mal Unkraut zu oder ziehen wir es von Hand, seien wir etwas gleichmütiger, wenn mal Läuse oder verschiedene andere Insekten auftauchen. Für viele unserer heimischen Singvögel sind sie Nahrungsquelle. Wird der Druck wirklich mal zu groß, gibt es natürliche Mittel: Rainfarntee gegen Pilze und diverse Schädlinge, Schachtelhalmbrühe gegen Pilze, Brennesseljauche gegen tierische Schädlinge und auch als Dünger. Sollte das Sammeln und Ansetzen der Pflanzen gescheut werden – es gibt Extrakte auch fertig, z.B. von Neudorff zu kaufen.
Kunstdünger ist im Privatgarten absolut nicht notwendig. Kompostgaben und Pflanzenjauchen sind in der Regel ausreichend. Ansonsten besorgen sie organische Dünger, die inzwischen von einigen Firmen angeboten werden. Organische Dünger wirken viel milder, da sie erst von den Bodenlebewesen in pflanzenverfügbare Form umgebaut werden müssen. Kunstdünger wirkt eher schubweise. Es ist vergleichbar mit einem Hungernden, der sich auf einmal total „überfrißt“.Das macht anfällig.
Lassen wir uns also nicht einreden, wir bräuchten all die Produkte, die uns der Markt aufdrängen will. Beobachten wir genau, nehmen wir uns wieder Zeit für das spannende Kleine um uns und begreifen wir uns als Teil der Natur, die wir dringend zum Überleben brauchen. Vielleicht ist an der derzeitigen Krise wenigstens  positiv zu verbuchen, dass wir wieder intensiver hinterfragen und demütiger werden. Es reicht nicht, auf andere zu zeigen, es ist wichtig, selber aktiv zu werden. Ich wünsche uns allen schöne Erlebnisse in der Natur.

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  • © Hannes Wenning